Wie viele Wege, Straßen und Autobahnen gibt es in der Welt? Kein Mensch kann das sagen. Die meisten Wege führen an ein Ziel, manche laufen ins Nichts. Der Weg ist das große Bild unseres Lebens. Wir begreifen uns als Menschen auf dem Weg, denn unser ganzes Leben ist Bewegung auf ein Ziel hin. Wir sind auf dem Weg. Manchmal sind wir auch anderen Weg, sei es durch unser Vorbild oder unsere Begleitung.
Vielleicht ist die Wallfahrt auch deshalb für viele Menschen so ansprechend, weil sie unsere Existenz verdichtet und auf den Punkt bringt: Leben heißt unterwegs sein, allein und mit anderen, ein Ziel vor Augen haben, müde werden und rasten, immer wieder neu aufbrechen und nicht stehenbleiben.
Seit über 50 Jahren pilgert die Pfarre Perchtoldsdorf nach Mariazell. Für viele ist die Fußwallfahrt nach Mariazell im Lauf der Jahre und Jahrzehnte zu einem „Muss“ geworden. Sie erleben die Wallfahrt, die „via sacra“, als heiligen und heilenden Weg, freilich auch anstrengend und schweißtreibend, wie Lebenswege nun einmal sind. Wer am vierten Tag am Ziel in Mariazell ankommt, ist glücklich.
Mit jeder Wallfahrt ist auch die Hoffnung verbunden, einmal endgültig sein Ziel zu erreichen. Bis es so weit ist, hoffe ich, dass wir noch oft gemeinsam nach Mariazell pilgern werden.
Richard Kager
Pfarrer von Perchtoldsdorf
Fotos: Biggi Kempter, Verein der Freunde der Wallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell