Voll Vertrauen gehe ich mit dir, mein Gott, so lautete das Motto der 52. Fusswallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell. Gibt es etwas Schöneres als bei Traumwetter, mit Gleichgesinnten, auf dem Weg nach Mariazell zu verbringen? Doch auch wenn das Wetter schön ist, können vier Tage mit fast 180 Mit-Pilgern ganz schön anstrengend sein, immerhin sind 128 km und über 3.000 Höhenmeter zu bewältigen. Viele nehmen in Gedanken einen lieben Menschen mit auf den Weg, oder sehen die Wallfahrt als Bittgang, oder als Dankeschön für eine Genesung oder die Bewältigung einer Lebenskrise. Jede Menge Eindrücke gilt es also zu verarbeiten, man muss mit den körperlichen Strapazen und den eigenen Befindlichkeiten zurechtkommen und vor allem mit dem Schlafmangel. Als Belohnung gibt es dafür aber jede Menge Kameradschaft, Naturerlebnisse, tolle Gespräche, Singen, Glaubensbekenntnisse, Gemeinschaft, Plaudereien und viel, viel Lachen!
Bericht und Fotos zur 52. Fußwallfahrt:
Tag 1, 28.4.2018: Perchtoldsdorf – Maria Raisenmarkt – Weissenbach/Furth
Was war das wieder für ein Hallo, als gegen 5.30 Uhr nach und nach die Teilnehmer der heurigen Wallfahrt bei der Pfarrkirche in Perchtoldsdorf eintrafen. Ein Jahr lang hatte man sich nicht oder kaum gesehen und dementsprechend viel hatte man sich zu erzählen. So verflog die erste Wegstrecke zur Kugelwiese, gestärkt durch die Verabschiedung in der Pfarrkirche, wie im Flug. Dort hieß es wie immer registrieren, Namensschilder ausfassen, Frühstücken und 2x Schlange stehen. Einmal Schlange stehen beim Buffet und eine halbe Stunde später bei der Toilette. Nach kurzer Begrüßung beim Wallfahrerkreuz ging es den Rosenkranz betend Richtung Wildegg und Füllenberg. Dort konnten es sich viele nicht verkneifen, auf eine kurze Stärkung vorbeizuschauen und die Schlusslichter, heuer erstmals mit orangen Kapperl gut erkennbar, hatten alle Hände voll zu tun, die Wandererschar zum weitergehen zu bewegen. Beim Friedhof Heiligenkreuz wurden dann schon erste Blasen verarztet. Durch das warme Wetter wurden alle Begleitfahrzeuge zusätzlich mit Wasser beladen, damit alle genug zu trinken hatten. Schnell ging es weiter über Heiligenkreuz und Meierling bis nach Maria Raisenmarkt, wo im Feuerwehrhaus, in üblicher Manier, für uns aufkocht wurde. Gestärkt ging es zur gemeinsamen Andacht in die Pfarrkirche und es wundert mich jedes Jahr wieder, wie sich aus dem lärmenden Gewusel vor der Kirche, schließlich doch mehrere Gruppen in verschiedene Himmelsrichtungen in Bewegung setzen und nach längerer Wanderung, heil ihre verschiedenen Nachtquartiere im Raum Weissenbach und Furth erreichen. Dort angekommen heißt es duschen, essen und dann ab ins Bett, denn am nächsten Morgen ist frühe Tagwache angesagt.
Tag 2, 29.4.2018: Steinwandklamm – Karnerwirt – Unterberg – Rohr im Gebirge
Kurz nach vier Uhr beginnen die Kleinbusse und drei angemietete Taxis, die Wanderer aus den Quartieren zum Gasthof Auerhahn zu fahren. Von dort geht es zu Fuß zum Gasthof Reischer vor der Steinwandklamm. Schnell einen Kaffee, Blasen vom Vortag frisch verarztet und nach der Andacht, die wie alle Andachten heuer von Wallfahrern gestaltet wurden, setzt sich die Wandererschar in zwei Gruppen, über die Forststraße und durch die Steinwandklamm, in Bewegung. Die Sonne lacht schon vom Himmel und verkündet einen sehr warmen Tag. Besonders stimmungsvoll erwarten die Stege und Leitern in der Klamm die frühen Wanderer und nach dem finsteren Türkenloch, verwandelt die warme Morgensonne, die schon traditionelle Rast auf den Felsen, heuer in einen romantischen Sirenenfelsen. Beim ersten Anblick des Schneebergs in der Ferne möchte man juchzen und der Weg zum Karnerwirt vergeht flux bei lustigem Geplauder. Nach der Messe formiert sich die Gruppe zum Rosenkranz. Mittlerweile ist es schon wehr warm geworden und zehn Kilometer Straßenhatscher liegen vor der Wandererschar. Mit Wasser aus den Versorgungsfahrzeugen ist aber auch das kein Problem. Am Fuße des Unterbergs gibt es dann eine kurze Aufregung, wegen freilaufenden Hunden. Glücklicherweise sind diese rasch eingefangen und dem Besitzer übergeben und so können alle ohne weitere Verzögerung den Aufstieg zum Unterberg-Schutzhaus antreten. In der Zwischenzeit laufen schon die Vorbereitungen für den Kirtag in Rohr im Gebirge. Da das Gasthaus Kaiser Franz Josef heuer leider wegen Umbau geschlossen ist, musste man in den Gemeindestadl ausweichen. Der Stadl und ein Catering wurden extra geordert, damit keiner hungrig feiern muss. Leider (für die Organisation) waren die versprochenenTische nicht vorbereitet und es musste erst mal ordentlich gelüftet und geputzt werden, aber dann konnte der Kirtag, der heuer im Zeichen der 25. Wienerfelder-Teilnahme an der Wallfahrt stand, ungetrübt stattfinden. Nach Begrüßung durch den Bürgermeister persönlich, der wieder Bier für alle spendierte, einer Slideshow und einem Spiel, bei dem getestet wurde, ob denn die Wienerfelder noch fit genug für die Wallfahrt sind, wurde feierlich die Verpflichtung für die nächste Wallfahrt und ein mit Logo versehener Turnbeutel überreicht. Wie immer folgte dann Franz Kainrath, ein Urgestein der Fußwallfahrt, mit seiner Ziehharmonika und die Wienerfelder mit den wie immer sehr lustigen und kreativen Beiträgen, samt Simultan-Gehörlosenübersetzung von Karli. Nach dem Kirtag wurden alle Wanderer mit den Bussen in ihre Quartiere gebracht. Von den verschiedenen Abendprogrammen sind hauptsächlich die Begriffe „Tolles Essen“, „so gut kann Gemüse sein“, „Lachen bis zum umfallen“ und „Goldene Hochzeit“ durchgesickert.
Tag 3, 30.4.2018: Rohr im Gebirge – Kalte Kuchl – St. Aegyd – Empfang am Gscheid
Ein neuer Tag begrüßt die Wallfahrerschar bereits um 6.00 Uhr mit viel Sonnenschein. Heute gilt es einen besonders langen Marsch zu bewältigen. Nach der Messe geht es mit einem stillen Impuls in Richtung Kalte Kuchl. Dort wird dann, wie üblich, dem Topfenstrudel gefrönt, bevor es über den Ochsattel oder den Wurschtweg nach St. Aegyd im Neuwalde geht. Dort wartet auf die Wallfahrtssanität (Placebo Sisters) viel Arbeit mit schmerzhaften Blasen, Druckstellen und Muskelkrämpfen. Nach einer feinen Mittagspause folgte die Andacht und der Rosenkranz in Richtung Gscheid. Schließlich folgte ein weiterer Höhepunkt der heurigen Wallfahrt. Am Gescheid wurden die tapferen Wallfahrer mit Transparent, Gejubel und einem Schnapserl empfangen. Manch einer traute seinen Augen nicht, was für eine fröhliche Schar, bei wildem Sturm, wie verrückt herumhüpfte. Auch Inge Fux schaffte das Gescheit zum 40. mal und sah richtig glücklich und erleichtert aus, als sie es geschafft hatte. Nachdem alle den Anstieg hintre sich gebracht hatten, pilgerte die fröhliche Schar ins Gasthaus am Gescheid, das extra für uns Wallfahrer aufgesperrt hatte, genoss eine flüßige Abkühlung und brachte dem Wirt Gerold ein musikalisches Ständchen vom Feinsten. Schließlich musste aber auch das Singen der Wienerfelder ein Ende haben, wenn auch kurz aufgeschoben durch ein paar Zugaben (Biene Maja, Heidi usw.) im Bus, denn in der Sägemühle wartete die Endabrechnung und die Busse für den Weitertransport in die Quartiere am Annaberg.
Tag 4, 1.5.2018: Ulreichsberg – Walster – Bruder Klaus Kapelle – Mariazell
Auch Tag vier erwartete uns mit schönem Wetter, aber um 4.00 Uhr früh hatte es gerade mal 2 Grad Celsius, was bei einigen, die zu sommerlich gekleidet waren, Zähneklappern auslöste. So schritt der Rosenkranz durch die Walster anfangs etwas forscher voran, damit den Betenden warm wurde. Der Hubertussee erwartete die Wanderer mit Nebelfetzen die sanft über das Wasser getrieben wurden. Gemeinsam wurde die Bruder Klaus Kapelle erreicht und eine stimmungsvolle Andacht abgehalten. Anschließend hieß es wieder Straßenhatscher durch das Halltall zum Fuße des Kreuzbergs, wo wie üblich im Gasthaus Weinperle eingekehrt wurde. Um 10.00 Uhr zog dann die Gruppe gemeinsam auf den Kreuzberg, zum luckerten Kreuz und schließlich, Marienbilder singend, in Mariazell ein. Einige Besucher die mit dem Auto angereist waren schlossen sich dem langen Zug an, der schließlich als Kreis vor der Basilika endete. Es folgte noch eine feierliche Abschlussmesse samt Ehrungen und dann strömten alle in den Ort um den Tag in Mariazell zu geniessen und um Lebkuchen einzukaufen. Für die Jugend gab es wieder die Eisparty und so verging die Zeit bis zur Andacht bei der Mutter der Ganden viel zu schnell. Im Anschluss an das Marienrufen, traten wir die Heimfahrt an und erreichten kurz vor 19.00 Uhr Perchtoldsdorf. Dort fand noch ein gemeinsamer Einzug in die Pfarrkirche und eine Maiandacht mit Begrüßung der Wallfahrer statt. Wer dann noch immer nicht genug hatte, pilgerte weiter zum Heurigen Meyer in die Brunnergasse. So endete die 52. Wallfahrt wie sie begonnen hatte, mit Umarmungen, Glückwünschen und viel Lachen.
Wallfahrt ABC der 52. Fußwallfahrt:
Diesmal war wirklich alles mit dabei – ausser Schnee und Regen!
A wie Alice (der Wallfahrtshund)
B wie Blut-Blase
C wie Christ sein
D wie Durst
E wie Empfang am Gschaid
F wie Freude
G wie Gnadenaltar
H wie Höhenrausch
I wie Insellösung
J wie Josef-Witze
K wie Kraftorte
L wie Lachkrampf
M wie Monsterblase
N wie Naturerlebnis
O wie Oh sole mio
P wie Placebo-Schwestern (Sanität)
Q wie Quelle
R wie Relaxen
S wie Singen
T wie Tränen
U wie Unterberg
V wie Vertrauen
W wie Wienerfelder
Z wie Zeherlweh
DANKESCHÖN!
Die Organisation der Fußwallfahrt bedankt sich bei allen Teilnehmern für das entgegengebrachte Vertrauen, für´s Mitgehen und die gute Laune und Stimmung, die in den vier Tagen nie abriss. Ein herzliches Vergelts Gott an Pfarrer Josef Grünwidl und Prälat Ernst Freier für die Gestaltung der Messen und den geistlichen Beistand und allen Kreuzträgern die das Tragekreuz gut nach Hause gebracht haben. Herzlichen Dank auch an die Lektoren der Andachten und allen Fahrern und Helfern, für den tollen und klaglosen Einsatz. Danke auch an die Wienerfelder für die musikalische Begleitung bei den Messen und die lustigen und kreativen Beiträge beim Kirtag. Herzlichen Dank an Bürgermeister Martin Schuster und Vizebürgermeisterin Brigitte Sommerbauer für das gespendete Bier, das Bier zapfen und die Zeit mit uns beim Kirtag.
Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr (Mi 1.5. bis Sa 4.5.2019)!
Bericht: Manuela Dona
Fotos Copyright: Privat, Verein der Freunde der Wallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell, Biggi Kempter, Dr. Walter Eichberger, Josef Schmitt, Manuela Dona